Einmal quer durch die USA: Georgia [Teil XII]

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Peanut Butter! Harvard! Apple Pie! Allen Unkenrufen zum Trotz schauen die USA auf einen Fundus an Werten zurück, nach denen sich andere Nationen die Finger lecken würden.

In unserer USA-Reihe gehen wir eben diesen American Values auf den Grund. Jede Woche nehmen wir einen US-Staat unter die Lupe und beleuchten seine Besonderheiten. Nachdem wir letzte Woche Rhode Island näher kennenlernten, sind wir diese Woche im tiefsten Süden unterwegs. Wir begeben uns dorthin, wo die wohl saftigsten Pfirsiche wachsen und eine der weltweit bekanntesten Singstimmen das Licht der Welt erblickte.

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Vor allem für seine saftigen Pfirsiche ist Georgia weltweit bekannt
Bildquelle: unsplash.com

Vielfalt en masse

Der Staat Georgia vereint vieles und steht damit für einen Wert, der die USA seit jeher auszeichnet: Vielfalt. Strände und Gebirge, Abgeschiedenheit und pulsierendes Stadtleben, Moderne und Tradition, Schwarz und Weiß. Den kulturellen, landschaftlichen und sozialen Facettenreichtum, den viele Menschen an den USA so schätzen, findet ihr in Georgia quasi im Miniaturformat.

Die Letzte der Dreizehn Kolonien

Schon Mitte des 16. Jahrhunderts, als im heutigen Georgia noch die indigenen Völker der Muskogee und Hitchiti ansässig waren, begaben sich die ersten Europäer dorthin, um Kolonien zu errichten. Zunächst waren dies die Spanier, bevor 1670 auch die Briten hinzustießen, die nördlich von dem heutigen Georgia bereits erste Kolonien gegründet hatten. Letztendlich konnten sich die Briten gegen die Spanier behaupten und gaben dem Gebiet zu Ehren ihres Königs George II. den Namen Georgia.

Es sollte bis zum Jahre 1733 dauern, bis die Briten „im großen Stil“ nach Georgia übersiedelten und die ersten großen Städte entstanden. Die Erste war die Hafenstadt Savannah. Mit Gründung dieser Stadt war Georgia offiziell eine britische Kolonie und damit die letzte der Dreizehn Kolonien. Wenig später, im Jahre 1776, sagten sich diese von der britischen Krone los und legten den Grundstein dafür, was wir heute als die USA kennen.

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Georgia war eine der Dreizehn Kolonien, die die USA gründeten
Bildquelle: unsplash.com

USA im Doppelpack? Das war wohl nix…

Übrigens: Während des US-amerikanischen Bürgerkrieges trat Georgia den Konföderierten Staaten von Amerika bei. Dabei handelte es sich um einen Bund von elf südlichen Staaten, der sich das Ziel setzte, sich von den USA abzuspalten. Jedoch wollte kein Staat auf unserer Erde den Staatenbund, der vorrangig aus den sogenannten „Sklavenhalterstaaten“ bestand, anerkennen. Nach vier blutigen Kriegsjahren im April 1865 kapitulierten die Konföderierten Staaten von Amerika schließlich. Alle angehörigen Staaten, und damit auch Georgia, schlossen sich wieder den USA an.

Vom Atlantik bis an die Blue Ridge Mountains: Georgia in seiner ganzen Pracht

Mit seinen knapp 153.000 Quadratkilometern befindet sich Georgia größentechnisch im Mittelfeld der US-Staaten (Rang 24 von 50). In Bezug auf die Einwohnerzahl sieht es dagegen anders aus: 10,5 Millionen Einwohner machen Georgia zu einem der bevölkerungsreichsten und sichern dem Staat Rang acht. Georgia grenzt an fünf Staaten: South Carolina, North Carolina, Tennessee, Alabama und Florida. Im Südosten grenzt der Staat an den Atlantik und besitzt dort eine etwa 161 Kilometer lange Küste. Sehr bedeutsam für die Wirtschaft Georgias war früher der Savannah River, welcher im Norden des Staates im Hartwell Lake entspringt. Von dort fließt er Richtung Südosten bis in den Atlantik an zwei der größten Städte Georgias vorbei, und zwar Augusta (195.000 Einwohner) und Savannah (136.000).

Urbanes und kulturelles Zentrum des Staates ist jedoch eindeutig die Hauptstadt Atlanta. Schon die Stadt allein zählt 472.000 Einwohner. Die Metropolregion Atlanta kommt gar auf gut 5,2 Millionen Einwohner. Vom relativ nördlich gelegenen Atlanta ist es auch nicht weit zu dem gebirgigen Teil Georgias. Im Norden des Staates liegt mit den Blue Ridge Mountains ein Teil der Appalachen – und ein überaus hübscher. Nicht umsonst besingt John Denver diese Gebirgskette in seinem Evergreen Country Roads. Allein schon die Namen der hier liegenden Orte lassen anklingen, welche Farbenpracht Besucher hier, vor allem im Herbst, erwartet: Berkeley Lake, Flowery Branch, Holly Springs – diese Worte versprechen prachtvolles Postkartenpanorama.

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Die Blue Ridge Mountains liegen im Norden des Staats
Bildquelle: pixabay.com

Im großen Stil: Pfirsiche und Pekannüsse

Aus wirtschaftlicher Perspektive ist Georgia durchaus als Schwergewicht zu bezeichnen. In Atlanta liegen die Firmensitze der Fluggesellschaften Delta Air Lines und AirTran sowie des Fernsehsenders CNN und des Getränkeherstellers Coca-Cola. Georgia verfügt über ein subtropisches Klima mit schwül-feuchten Verhältnissen. Dadurch verfügen die dort ansässigen Farmen über beste Voraussetzungen, um im großen Stile Mais, Sojabohnen, Erdnüsse, Blaubeeren und diverse Zitrusfrüchte anzubauen. In Bezug auf Pekannüsse ist Georgia gar der größte Produzent weltweit.

Des Weiteren ist eine ganz bestimmte Frucht eng mit dem Staat verknüpft, und zwar der Pfirsich. 1870 begann Samuel H. Rumph in Marshallville, etwa 160 Kilometer südlich von Atlanta, mit dem Anbau von Pfirsichen. Marshallville sollte sich im Verlaufe der Zeit zum Herzen von Georgias Pfirsichindustrie entwickeln und enorm dazu beitragen, dass Georgia heute als Peach State bekannt ist. Er wird dort heute in allerlei Leckereien eingebunden und verkauft: Konfitüre, Eiscreme, Cookies, Muffins – in Georgia ist man stolz auf seine Staatsfrucht und genießt sie in vollen Zügen. Wenn ihr in Georgia unterwegs sein solltet, empfehlen wir euch vor allen Dingen einen Aufenthalt in Fort Valley. Die kleine Stadt gilt als Welthauptstadt des Pfirsichs und beheimatet zahlreiche Pfirsichfarmen.

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In Georgia ist man stolz auf seine heimischen Früchte
Bildquelle: unsplash.com

Georgias Golden Voice

Wer über Georgia spricht, darf ihn nicht vergessen: Ray Charles. Der Vollblutmusiker, der seit seinem siebten Lebensjahr blind ist, gilt als Meister der Soul-Musik. Geboren 1930 in Albany, wurde sein musikalisches Talent schon in jungen Jahren erkannt. Seine Musiklehrerin brachte ihm klassische Stücke von Beethoven, Bach und Mozart nah, die Charles auf dem Klavier nachspielte. Als professioneller Musiker sollte sich Charles vor allem dadurch auszeichnen, dass er es als einer der ersten Musiker „wagte“, Soul mit anderen Genres zu vermengen. Songs wie „What I’d Say“ tragen starke Elemente des Gospel und Jazz in sich, während Songs wie „I Can’t Stop Loving You“ eindeutig von County und Folk geprägt sind.

Weltberühmt ist Charles darüber hinaus für seine Versionen der Songs „Hit the Road Jack“ und „Georgia on My Mind“. Viele Musiker, nicht nur aus dem Bereich des Soul, nennen Charles als bedeutsamen Einfluss auf ihre Musik: Aretha Franklin, Stevie Wonder, Steve Winwood und Billy Joel, um nur einige zu nennen. 2004, im Alter von 73 Jahren, starb Ray Charles an den Folgen eines Leberversagens. Wer mehr über ihn und sein Leben erfahren möchte, dem sei der Film Ray (2005) mit Jamie Foxx in der Hauptrolle wärmstens ans Herz gelegt. Das Biopic zeichnet auf unterhaltsame Art das Leben des Ray Charles nach – mit all seinen Höhen und Tiefen.

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Am Piano war Ray Charles ein wahrer Meister
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Georgia im Kurzportrait

Abschließend hier noch ein paar wissenswerte Fakten zu Georgia:

  • Einwohnerzahl: ca. 10,3 Millionen
  • Fläche: ca. 153.000 Quadratkilometer (Rang 24 von 50)
  • Hauptstadt: Atlanta (ca. 472.000 Einwohner)
  • Höchster Punkt: Brasstown Bald (1458 Meter)
  • Staatsmotto: Wisdom, Justice, and Moderation (zu Deutsch: Weisheit, Gerechtigkeit und Mäßigung)
  • Spitznamen: Peach State, Empire State of the South
  • US-Staat seit: 02. Januar 1788
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Die Sonnenuntergänge in Georgia können sehr farbenreich ausfallen
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Funfacts über Georgia: Hättet ihr’s gewusst?

Boom! Jahrelang diente dem Footballteam der Atlanta Falcons der Georgia Dome als Heimspielstätte. Das 1992 fertiggestellte Stadion bot insgesamt 80.000 Zuschauern Platz und war zweimal der Austragungsort des Super Bowls (1994 und 2000). Der Georgia Dome war das weltweit einzige Stadion, in dem sowohl olympische Wettkämpfe, mindestens ein Super Bowl als auch College-Basketball-Finalspiele ausgetragen wurden. Direkt neben dem Georgia Dome steht heute dessen Nachfolger, das Mercedes-Benz Stadium. Das Stadion, welches Baukosten in Höhe von 1,4 Milliarden US-Dollar in Anspruch nahm, wurde im August 2017 offiziell eingeweiht. Vier Monate später sprengte man den Georgia Dome.

Kohlkopf-Kinder: In Cleveland (nicht zu verwechseln mit dem „großen“ Cleveland in Ohio), einem 3000-Einwohner-Städtchen im Norden von Georgia, hat eines der größten Spielzeug-Phänomene der 1980er und 1990er seinen Ursprung. Ende der 1970er begann Xavier Roberts in einem ehemaligen kleinen Krankenhaus mit der Herstellung und dem Verkauf seiner Cabbage Patch Kids. Bei diesen handelte es sich um Puppen mit besonders niedlichem Aussehen und großen Köpfen. 1982 lizenzierte Roberts seine Cabbage Patch Kids für Spielzeughersteller Coleco. Das Ergebnis: Bis 1999 verkauften sich seine Puppen sagenhafte 95 Millionen Mal.

Grits? Die Südstaaten der USA sind unter anderem bekannt für ihre frittierten Hähnchenteile und ihr Gumbo. Doch zum Frühstück? Was ist man da in den Südstaaten? Die Antwort: Grits. Hergestellt wird Grits aus geschrotetem und gekochtem Mais. Daraus entsteht eine Art Polenta, die man süß oder salzig genießen kann. Ganz klassisch serviert man Grits schlicht mit Butter und Zucker. Häufig wird es aber auch in ein herzhaftes Frühstück integriert und zusammen mit Rührei, Speck und Toast gereicht.