Ein Meisterstück des Pop wird 35: Born in the USA

15-mal Platin. Sieben Singles in den US-Top-Ten. 142 Wochen, sprich fast drei Jahre, ununterbrochen in den US-Album-Charts. Bruce Springsteens Album Born in the USA kann getrost als Meisterstück bezeichnet werden.

Doch wie hat es das geschafft? Warum besitzt dieses Album heute unter Musikfans einen derart legendären Status? Dem wollen wir auf den Grund gehen. Denn am heutigen 04. Juni feiert Springsteens Werk sein 35-jähriges Jubiläum. 35 Jahre Born in the USA.

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Auch sie ist sicher „Born in the USA“
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Die Vorgeschichte: Nur Springsteen, seine Stimme und eine einzige Gitarre

Der Erfolg von Born in the USA ist umso interessanter, wenn man sich vergegenwärtigt, wie Springsteen bei seinem vorherigen Album vorging. Dieses kam 1982 auf den Markt und trägt den Namen Nebraska. Tatsächlich nahm er das komplette Album allein auf. In seinem Schlafzimmer, mit einem Kassettenrekorder. Nur Springsteen, seine Stimme und eine einzige Gitarre.

Nebraska ist ein ruhiges, stellenweise sehr düsteres Album. Es geht um zerplatzte Träume, verschwommene Kindheitserinnerungen, den Konflikt mit dem Gesetz. Nebraska steht nicht für den American Dream, sondern eher für das Gegenteil. Als ginge man nachts durch einen Wald und weiß genau, dass man sein Ziel nie erreichen wird. Aber Umkehren lohnt sich auch nicht.

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Springsteens Album setzt sich auch mit dem „American Dream“ auseinander
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„Junge, schau dir das ganz genau an“

Born in the USA ist ganz anders als Nebraska. Es enthält radiotaugliche und poppige Stücke; rockige Songs, die zum Tanzen und Mitsingen auffordern. Teilweise knüpft es aber dennoch an den düsterem Ton von Nebraska an. Ein Beispiel dafür ist der Song My Hometown. Darin macht Springsteen das, was er bis heute am besten kann: Er erzählt eine kleine Geschichte.

Er erzählt, wie ein Vater mit seinem Sohn durch ihren Heimatort fährt und ihm auf den Weg gibt: „Junge, schau dir das ganz genau an“. Denn im Songtext geht Springsteen dann darauf ein, wie die Wirtschaft einer einst florierenden Stadt buchstäblich verfällt. Die Schaufenster sind leer, die Textilfabrik ist geschlossen, über dem einst so glorreichen Ort liegt ein düsterer Schatten. Der Vater will seinem Sohn zu verstehen geben: „Junge, es gibt eine Person, die dagegen etwas unternehmen kann: Du.“

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Das Album hat auch seine melancholischen Momente
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Zwischen Melancholie und Good Ol‘ Rock’n’Roll

Es ist ein thematisch zweischneidiges Schwert, das Springsteen auf Born in the USA zückt. Denn zum einen ist da, wie in My Hometown, ein Land, das wirtschaftlich schon mal bessere Zeiten erlebt hat. 1984, als das Album auf den Markt kam, waren die USA immer noch eine Superpower. Aber eben auch nicht mehr eine solche Superpower wie noch in den 1950ern und 1960ern. 1984 spürten US-amerikanische Unternehmen wie Cadillac oder Buick, dass sie weltweit nicht (mehr) den besten Ruf genießen. Denn da waren nun auch solche Unternehmen wie Toyota, Audi, BMW und Renault, die rund um den Globus ihre Autos verkaufen. Und damit natürlich auch in den USA.

Aber dennoch ist es eben nicht so, dass Springsteen sein Heimatland auf Born in the USA aufgibt. Im Gegenteil. Da gibt es Songs wie Glory Days. Ein Song, der dir freundschaftlich auf die Schulter klopft und sagt „Komm, wir machen ein paar Dosen Bier auf und sprechen über alte Zeiten“. Oder einen Song wie Darlington County, in dem es darum geht, wie man mit seinen Kumpels Spaß hat. Mit dem Auto über den Highway düsen, aus den Lautsprechern tönt laute Musik, dabei Ausschau nach hübschen Mädchen halten – da haben wir ihn wieder, den Good Ol‘ Rock’n’Roll.

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Einige Songs auf dem Album animieren zum Feiern
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Oft missverstanden: Das Titelstück Born in the USA

Nicht zu vergessen, das oft missverstandene Titelstück. Viele halten Born in the USA für eine patriotische Hymne, einen Lobgesang auf die Stars and Stripes. Dabei geht es tatsächlich um einen Mann, der aus dem Vietnamkrieg zurückkehrt und sich in seiner Heimat verloren fühlt. Im Krieg hat er bloß seinen Job erledigt: Go and kill the yellow man. Nun, zurück in der vertrauten Umgebung, weiß er aber gar nicht, warum. Warum all dieses Blutvergießen, warum all dieser Schmerz und diese sinnlose Zerstörung? Seinen besten Freund hat er im Krieg verloren, nun steht er wieder in seiner Heimat und denkt sich: I’m ten years burning down the road, nowhere to run, ain’t nowhere to go.

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Springsteens LP ist heute unter Sammlern beliebt
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Irgendwo ist da immer doch noch ein Funke der Hoffnung

Das mag vermutlich zusammengefasst das sein, was Springsteens Album damals so erfolgreich und letztendlich zu einem Meilenstein der Musikgeschichte machte. Er traf damals einen Nerv. Er traf den ambivalenten Nerv eines Landes, das sich einerseits selbst allzu gern feiert, andererseits aber auch mit wirtschaftlichen und sozialen Problemen zu kämpfen hat. Während man in dem einen Moment mit seinen Freunden feiert, Schmetterlinge im Bauch spürt und alle Sorgen hinter sich lässt, trifft einen im nächsten Moment die harte Realität.

Mit dieser doppelseitigen Gefühlswelt kann sich, bis heute, jeder Mensch identifizieren. Denn egal, wie düster der Himmel auch aussehen mag, ist da irgendwo doch immer noch ein Funke der Hoffnung. Etwas, oder auch jemand, der einen antreibt und träumen lässt. Oder, mit den Worten Springsteens in No Surrender: I want to sleep beneath peaceful skies in my lover’s bed. With a wide open country in my eyes, and these romantic dreams in my head.